Im Bundesvorstand rumst es: Aufgrund monatelanger Querelen, Anfeindungen und der unmöglichen Arbeitssituation sind der Generalsekretär und sein erster Stellvertreter heute zurückgetreten. Der stellvertretende GenSek Manuel hat dazu einen Kommentar in der Flaschenpost veröffentlicht.

Was läuft schief?

Dieser Rücktritt ist gut nachzuvollziehen. In den letzten Monaten lässt sich leider nicht mehr davon sprechen, dass die Partei auf Bundesebene funktionieren würde: Die Mitgliederverwaltung geht nicht, es stehen Rückforderungen aus der Parteienfinanzierung im Raum, die BundesIT ist quasi nicht existent. Neben diesen bürokratischen Missständen gibt es Landes- und Kommunalverbände, die sich durch die Arbeit des BuVos nicht vertreten sehen und keinerlei Unterstützung – vor allem in Wahlkampfzeiten – erfahren. So ist es auf der einen Seite nicht verwunderlich, dass die Wahlkreise, die am weitesten vom Bundesvorstand entfernt sind, die besten Ergebnisse erzielen. Auf der anderen Seite kostet es lokal Stimmen, wenn die Bundespartei schlecht aufgestellt ist.
Dies alles hat dazu geführt, dass wir jährlich bis zu 1.000 Mitglieder verlieren. Mit dem Eklat im Bundesvorstand könnte sich dieser Trend nun fortsetzen.

Was wollen wir?

Wir wollen dies ändern: Mit Utopie25 werden Ideen verfolgt, wie die Partei auf Bundesebene wieder arbeitsfähig wird. Punkte, die Manuel anspricht, sollen damit aufgelöst werden. Dazu haben wir ein Selbstverständnis entwickelt:

  • Wir verstehen uns als geschützter Raum und folgen dem Prinzip der leisesten Stimme. Im Gegensatz zum rauen und aggressiven Diskussionsverhalten im Bundesvorstand schaffen wir einen geschützten Raum, um alle Themen und deren Aspekte gemeinschaftlich zu beleuchten. Wir orientieren uns dabei an erprobten Methoden der gelingenden und gewaltfreien Kommunikation.
  • Wir verstehen in einer basisdemokratischen Partei den Bundesvorstand als Dienstleister für die Basis (BuVo-as-a-Service). Top-Down-Politik und eigenmächtige inhaltliche Arbeit lehnen wir ab.
  • Die inhaltliche Arbeit soll und kann nur in der Basis erfolgen. Es sind die Voraussetzungen zu schaffen und zu fördern, damit Verbände, Gruppen und Mandatsträger·innen dieser Arbeit problemlos nachgehen können. Die Vernetzung online und offline ist dabei unerlässlich und muss progressiv gefördert werden, finanziell wie strukturell.
  • Die Piratenpartei ist auf Bundesebene an einem Punkt, an dem die strukturelle Misswirtschaft finanzielle Konsequenzen bewirkt. Dieser Strukturschwäche wollen wir entgegentreten und bauen eigene funktionierende Strukturen (IT, Vernetzung, Verwaltung etc.) auf. Diese können bei Bedarf auf weitere Verbände und Gruppen skaliert werden bis zur Bundesebene.

Was braucht es?

Wir hätten gern mehr Zeit gehabt, um viele Dinge schon präsentationsfertig zu haben. Der Rücktritt bewog uns jedoch dazu, zu zeigen, dass es viele progressive Pirat·innen in der Partei gibt, die gewollt sind, das Ruder herumzureißen. Wir arbeiten deshalb bereits aktiv an folgenden Projekten:

  • Um wieder eine Mitgliederverwaltung zu haben, entwickelt der Landesverband SH eine eigene, auf andere Verbände übertragbare Lösung.
  • In Sachsen arbeiten wir daran, eine skalierbare IT aufzubauen, die einfach zu warten ist und nicht von Einzelpersonen abhängt. Das umfasst eine Cloud mit Kollaborationsmöglichkeiten, eine Etherpad-Instanz, Videokonferenzen mit BigBlueButton, einen Mailserver mit Mailinglisten sowie Chatmöglichkeiten via XMPP mit optionalen Brücken zu Matrix und Telegram. Und das alles mit einem Login (Single-Sign-On).
  • Wir suchen in der Partei nach Menschen, die zusammen den BuVo als Team neu besetzen wollen.
  • Für unsere Kommunalmandatsträger·innen arbeiten wir an einer Lösung, um sich gegenseitig auszutauschen und zu helfen.

Also los, lasst uns diese Partei ändern! Hilf bei Utopie25 mit und melde dich bei uns. Wir sind auf Mastodon, Instagram und Twitter zu finden und auch per Mail erreichbar.

23 Gedanken zu „Lasst uns diese Piratenpartei ändern!“

    1. Hallo Pirat,
      wir haben dem BuVo mehrere Unterstützungsangebote und Vorschläge gemacht. Darauf wurde nicht eingegangen, insofern haben wir angefangen und selbst zu helfen. Vor allem bei der Mitgliederverwaltung ist das äußerst problematisch, da nächstes Jahr einige Landtagswahlen anstehen und die LVs keine Aufstellungsversammlungen durchführen können, ohne korrekte Mitgliederdaten.
      LG, Jan

      1. Hallo Jan,

        gerade für Aufstellungsversammlungen brauchst Du eine zentrale Mitgliederverwaltung auf Bundesebene, denn da interessiert nicht, wer in welchem LV Mitglied ist, sondern ausschließlich, wer in welchem Bundesland bzw. Wahlkreis wohnt.

        Insofern: Lokal aufgezogene Mitgliederlisten sind dort wertlos.

        1. Hallo Pirat,
          die Mitgliederverwaltung war lange Zeit in der Hand der Landesverbände und wurde erst vor einigen Jahren im Bund zentralisiert. Insofern war es schon einmal dezentral und hat funktioniert.
          LG, Jan

          1. Wie lange bist du schon in der Partei das du so eine steile These anführst?

            Von “funktioniert” kann man nur dann reden, wenn “nach 10 Wochen Antwort bekommen” oder “nicht Datenschutzkonformen zugriff zulassen” oder “nicht komplette Daten zum Stichtag weil Mitgliedsanträge oder Beiträge in Berlin bekannt sind statt in Stuttgart” als funktional ansieht.

          2. Interessante These. Selbst das CiviCRM, das sehr früh eingeführt wurde (2008, da war Hauke Bundes-Gensek) lief zentral beim Bundesverband 😉

          3. Ruzena Skodova-Davoodi

            Mit Vorwürfen und Unterstellungen operieren ohne jeden zu führen Beweis ist sehr problematisch. Unser Bundesvorstand wurde demokratisch gewählt. Wenn jemand Missständen glaubt zu sehen, kann sich demokratischer Mitteln bedienen und diese zu klären. Das müsste eigentlich in unsere Partei selbstverständlich sein. Unsere Vollversammlung besteht schließlich aus selbständig denkenden Menschen.
            Demokratie anfordern und selbst undemokratisch handeln ist in unserer Demokratie aber auch möglich.

            1. Hallo Ruzena,
              die Vorwürfe halten einer Überprüfung stand. Die Mitgliederverwaltung ist tatsächlich seit mehreren Monaten nicht zugänglich, eine Reparatur würde mehrere zehntausende Euro kosten, die gerade nicht vorhanden sind, weil es Rückforderungen aus der Parteienfinanzierung geben könnte. In Sachsen betreiben wir eine eigene IT, weil es immer wieder zu Ausfällen oder monatelang unbeantworteten Wartungsanfragen bei der BundesIT kam.
              Ich verstehe nicht, was du mit undemokratisch oder undemokratischen Mitteln meinst. Gib doch dazu bitte nochmal eine genauere Ausführung.
              Danke dir,
              Jan

          4. Zwei Fragen:

            Wie wollt ihr denn ohne legalen zugriff auf Daten eine eigene MV aufbauen?

            Wie habt ihr bisher die Kommunalpiraten vernetzt?

            Mary

            1. Hallo Mary,
              danke für deine Fragen.
              Die MV war lange Zeit in der Hand der LVs, die die Daten dann an den BuVo weitergeleitet haben. Der BuVo hatte dann vor ein paar Jahren das Angebot gemacht, die MV zu übernehmen, die nun leider nicht mehr funktioniert. Der LV SH arbeitet nun an einer MV, die von den LVs selbst betrieben wird und das geht logischerweise datenschutzkonform, da ja die Länder-GenSeks Zugriffsrecht auf die Mitgliederdaten haben.
              Der Gedanke bei der Vernetzung der kommunalen Mandatsträger·innen ist, eine Plattform bereitzuzstellen, um Ratsanträge zu teilen, sich gegenseitig Fragen stellen zu können und ein Videokonferenztool zu haben. Da wir gerade die IT aufbauen, stehen wir noch am Anfang.
              LG, Jan

              1. Also ich verweigere schon mal die Weitergabe meiner Mitgliedsdaten an irgendwen anderes der sich demokratischen Beschlüssen widersetzt.

                Der Bund, denn der – und nur der – ist aktuell befugt, diese zu verwalten.Finger weg von meine Daten!

                … eine Plattform bereitzuzstellen, um Ratsanträge zu teilen …

                Das gibt es schon. Einfach benutzen statt als neue Errungenschaft verkaufen würde euch Credits bringen. So kommt das komisch rüber.

                Mary

                1. Hallo Mary,
                  der GenSek deines KVs und der GenSek deines LVs sind genauso für den Zugriff auf deine Mitgliedsdaten befugt wie der Bundes-GenSek. Sonst wäre es für KV und LV auch gar nicht möglich, zu Parteitagen einzuladen.
                  Wenn es bereits eine Plattform für Kommunalpirat·innen gibt, dann wäre das super: Wo ist diese zu finden und wie kann ich dort teilnehmen?
                  LG, Jan

                2. “lange Zeit” ist nicht einmal 2 Jahre. Es gab gerade mal eine Beteiligung an öffentlichen Wahlen bis dahin (Landtagswahl 2008 in Hessen) und das ging nur, weil die Partei da noch sehr “überschaubar” war. Danach wurde in einem gemeinsamen zentralen System gearbeitet.

                  1. Hallo Pirat,
                    das Problem jetzt ist, dass es keine funktionierende MV gibt. Im BuVo wurde gesagt, dass die Reparatur des Systems im Moment finanziell nicht zur Debatte steht. Deswegen ist SH losgelaufen und baut ein eigenes System auf, denn sie brauchen es für die AV zur kommenden Landtagswahl. Wenn dieses System funktioniert und skaliert, spricht wenig dagegen es auch für andere LVs und den Bund auszubauen.
                    LG, Jan

                    1. Wobei wir wieder am Anfang sind: Für eine AV brauchst Du eine zentrale Mitgliederdatenbank, keine LV-Datenbank, da Du Zugriff auf die Mitgleider brauchst, die zwar in einem anderen LV Mitglied sind, aber für die LTW wahlberechtigt sind (Freie Gliederungswahl gemäss Satzung).

                      Und: Es gibt eine zentrale Mitgliederdatei im Bundesverband. Wurde auch so auf der Verwaltungsliste kommuniziert und dort auch gesagt, wie man die Daten anfordert.

                      Wenn Du eine lokale Lösung vom SH für die Komplettpartei ausrollen willst vergiss bitte nicht, dass für die Beitragsbuchungen und für den Rechenschaftsbericht gem. PartG eine Schnittstelle zu Sage 100 Rechnungswesen vorhanden sein muss 😉

                    1. Hallo Klüver,
                      eine funktionierende IT und Mitgliederverwaltung sind strukturelle Grundvoraussetzungen, das ist keine Frage eines Mehrheitsbeschlusses. Natürlich stört es uns auch, dass wir als Piratenpartei z.B. kein Tempolimit fordern; das wollen wir allerdings auch nicht am Mehrheitsbeschluss vorbei umsetzen. Ganz im Gegenteil versuchen wir es ja im demokratischen Sinne durch BuVo-Kandidaturen inhaltliche Ideen anzugehen.
                      LG,
                      Jan

                      1. Du schreibst sinngemäß, dass Utopia25 gerne Menschen, die Utopia25 nah stehen, in den Bundesvorstand wählen will, damit diese dort die politischen Ziele verfolgen können.

                        Auf dem Blog schreibt ihr sinngemäß, dass der BuVo nur verwaltende Aufgaben haben soll und auf gar keinen Fall eigene politische Akzente setzen darf.

                        Ist irgendwie etwas widersprüchlich, oder?

                        Ist denn nur ein BuVo in Ordnung, der aus Sicht von Utopia25 die “richtigen” Ziele verfolgt?

                        Ich rege freundlich an, dass ihr euer Demokratieverständnis reflektiert und, falls erforderlich, korrigiert.

                        Eine letzte Frage zum Schluss: Werden eure Bestrebungen, eine neue IT aufzubauen von der AG Technik des Denk Selbst e.V. aktiv supportet?

                        1. Hallo TomBen,
                          danke für deine Anregungen. Bei der Besetzung des BuVos geht es uns vor allem um Diversität, sowohl personell als auch politisch. Klar wünschen wir uns ein oder zwei Personen, die an der Utopie25 mitarbeiten im BuVo. Allerdings schreiben wir nicht, dass der BuVo keine verwaltenden Akzente setzen darf. Wir sehen die Hauptaufgabe darin, die Basis zu unterstützen (BuVo-as-a-Service). Das schließt jedoch nicht aus und wäre auch absurd, nicht an Bundesthemen zu arbeiten.
                          Etwas stutzig macht micht deine Frage zur den “richtigen Zielen” im Zusammenhang mit dem BuVo? Wie gesagt wünschen wir uns einen divers aufgestellten BuVo. Die Ziele der Piratenpartei werden durch die Basis bestimmt, auf allen vorhandenen Ebenen, durch Sitzungen, Parteitage, Wahlen und Abstimmungen.
                          Und zu deiner letzten Frage: Es gab Bemühungen, die BundesIT zu unterstützen. Das scheiterte jedoch am Vorstand, der anstehende Aufgaben und Aufträge extern vergab.
                          LG, Jan

                      2. Warum nur kommt mir das alles so unglaublich bekannt vor? Seit meiner Mitgliedschaft bringe ich mich aktiv ein, zahle meinen Beitrag ect.
                        Doch sobald ich aktiv geworden bin in der Parteiarbeit, ging es los mit Shitstorm wegen nix und wieder nix.
                        Als ob jeder nur darauf bedacht ist, dem anderen irgendeinen imaginären Erfolg zu missgönnen.
                        Diese Coronazeit ist natürlich auch tödlich für jede zwischenmenschliche Kommunikation, umsomehr sollten wir Piraten unsere Plattformen ‘bespielen’ und z.B. im Forum kluge Diskussionen führen.

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